Auf der Suche

Meine Jugend erlebte ich zur Zeit der ökologisch bewegten 70er und 80er Jahre als sich aus der Anti-Atomkraftbewegung ein zunehmendes ökologisches Bewußtsein herausbildete, das in der Entstehung der ersten Naturkostläden und der Gründung der „Grünen“ seinen Niederschlag fand. Landkommunen versuchten sich den Traum von einem natürlichen, ursprünglichen und umweltverträglichen Leben abseits des Konsumwahns zu erfüllen. Wir demonstrierten gegen Atomkraft und für den Frieden.

Damals besuchte ich noch die Schule. Mein damaliger Freund, inzwischen ein bekannter Buchautor, gab in unserer Heimatgemeinde die erste ökologische Zeitschrift heraus. Bald wurde uns jedoch klar, daß uns, die im Grunde rein auf die materielle Ebene beschränkte Weltsicht der ökologischen Bewegung, nicht die Antworten gab, die wir eigentlich suchten. Wir wollten mehr und wurden fündig.

Die Arbeit der Findhorn Community mit Naturwesenheiten begann zu dieser Zeit bekannt zu werden und faszinierte uns. Werner Piper, als einer der Urgesteine der alternativen Bewegung, übersetzte als erster in seiner Reihe „Die grüne Kraft“ geomantische Texte von Nigel Pennick aus dem Englischen. Auch Marko Pogacnik begann damals mit seiner Arbeit im Schloßpark von Türnich in der Landschaftsgestaltung neue Wege zu gehen und wurde damit bekannt.

Nach dem Abitur bereicherte die Beschäftigung mit Naturreligion und Schamanismus unsere Sicht der Welt um geistige Dimensionen. Wir wuchsen langsam in eine Welt hinein, in der es nichts Totes, Lebloses mehr gab, das man einfach benutzen und ausbeuten konnte und wir erkannten mehr und mehr alle Lebewesen auf diesem Planeten, Tiere, Pflanzen, Bäume und Steine als beseelte Mitakteure im großen Spiel des Lebens. Wir lernten mit ihnen zu kommunizieren, sie zu achten und gewannen für uns selbst damit ein erweitertes Bewußtsein, das sowohl sichtbare wie unsichtbare Dimensionen einschloß.

Ich liebte schon immer den Aufenthalt in der Natur und mehr und mehr faszinierte mich die Ideen von besonderen Plätzen und den Kräften der Erde. So begann meine Beschäftigung mit einer Thematik, die man heute Geomantie nennt zu einer Zeit als dieser Begriff eigentlich noch gar nicht existierte und die zugehörigen Ideen nur wenigen Interessierten bekannt waren.

Die Reise

Im Rahmen einer schamanischen Ausbildung, an der wir teilnahmen, gestalteten mein Freund und ich in Zusammenarbeit mit zwei Mitschülern, die wahrscheinlich erste geomantische Reise in Deutschland. Wir reisten mit unserer damaligen Ausbildungsgruppe in einem Doppeldeckerbus von den Externsteinen bei Paderborn zum mysthischen Untersberg bei Berchtesgaden, auf den Mont Ste.Odile und von dort nach Prag. Es war eine bunte, inspirierend-kreativ-verrückte Unternehmung und ein unvergessliches Erlebnis.

Wir wußten fast noch nichts und stürzten uns wie unschuldige Kinder direkt ins Erleben dieser großartigen Orte. Und doch wurden damals scheinbar die Samen für Entwicklungen gelegt, die wenige Jahre später die Landschaft der geomantischen Szene in Deutschland maßgeblich mitebestimmten.

Bei den Vorbereitungen zu dieser Reise besuchte ich 1988, im Alter von 23 Jahren, zum ersten Mal den Odilienberg. Seitdem war ich unzählige Male dort. Wie ein guter Freund begleitete mich dieser Ort durch die verschiedenen Stationen meines Lebens. An meiner Beziehung zu ihm, kann ich meine eigene Entwicklung nachvollziehen. Ich kann mich anhand meiner Wahrnehmungen und Erlebnisse über die Jahre dort sehen wie in einem Spiegel.

Der Ort bleibt was er war, aber meinem wachsenden Bewußtsein erschließen sich immer neue Dimensionen und noch ist kein Ende abzusehen. Dies sind die Qualitäten wirklich starker Plätze. Ihre Kräfte verbrauchen sich nicht innerhalb menschlich fassbarer Dimensionen und sie bleiben für eine lange Zeit – vielleicht für immer, eine Quelle der Kraft und Inspiration für jedes Wesen, auf der Ebene, die es sehen und erfassen kann.

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